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Die plurale Aktualität der Folter ist Gegenstand des Beitrags von Frithjof Nungesser, der in das Thema einführt und sowohl systematische als auch methodische Herausforderungen der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Folter erörtert. In seinem Plädoyer für eine entmythologisierende Forschungsperspektive zeigt er, warum eine sozialwissenschaftlich reflektierte Analyse von Folter nicht umhinkommt, sich für deren jeweils spezifische Kontexte zu interessieren. Anschließend verortet Gesa Lindemann die Folter in den Verfahrensordnungen der Gewalt und fragt nach den anspruchsvollen ethischen, rechtlichen und institutionellen Voraussetzungen, auf denen unser modernes Verständnis von Folter beruht. Unter dem Titel „Wir wissen, dass Folter abschaffbar ist …“ berichtet Manfred Nowak von seiner langjährigen Arbeit als UN-Sonderberichterstatter über Folter und erläutert die mit dem Amt verbundenen Möglichkeiten und Grenzen der politischen Einflussnahme. In Das Regime der Listen und die leere Logik der Idee rekonstruiert Daniel Bultmann das komplexe Wechselspiel von Terror und Folter im Zentralgefängnis der Roten Khmer und beschreibt, wie neben Hunderttausenden unschuldiger Zivilisten auch viele, oftmals noch minderjährige Kader dem totalitären System im Kambodscha der Siebzigerjahre zum Opfer fielen. Was passiert, wenn die Verfolgung durch die staatlichen Behörden auch Nach der Folter nicht aufhört, ist Gegenstand des Beitrags von Darren Byler. Er erläutert, mit welchen Methoden der chinesische Staat in der Provinz Xinjiang gegen die Uiguren und andere ethnische Minderheiten vorgeht und wie dabei Grausamkeit, Brutalität und sozialer Tod in Nordwestchina miteinander zusammenhängen. In einem weiteren Gespräch kommt mit Alice Jill Edwards auch die amtierende UN-Sonderberichterstatterin über Folter zu Wort. Sie erzählt, welche Gruppen besonders von Folter betroffen sind und welche wichtige Bedeutung den Erlebnissen der Opfer für die Menschenrechtsarbeit zukommt: „Keine wirksame Strategie zur Abschaffung von Folter kommt ohne die Einsichten der Überlebenden aus“. Vervollständigt wird der Themenschwerpunkt durch Berichte von Rayan Hussain und Mansoor Adayfi, die Folter erlitten haben und schildern, wie diese Gewalterfahrung ihr Leben geprägt und verändert hat.
Schauplatz des Ortstermins ist diesmal Der Garagenhof. Dort treffen wir Thomas Schmidt-Lux und Jannis Bredemeier, die uns bei einem Streifzug durch Vergangenheit und Gegenwart vor Augen führen, welche soziale Bedeutung dem Ort insbesondere im Osten Deutschlands zukam und welchen Wandlungsprozessen er aktuell unterliegt.
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