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Newsletter | 9. Februar 2023
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
eine fast vergessene Sozialfigur ist auf die politische Bühne zurückgekehrt: der Renegat. Während sich in vielen Debatten die Fronten verhärten, erfreut sich die Selbsterzählung vom heroischen Wechsel der Seiten großer Beliebtheit. Die aktuelle Ausgabe des Mittelweg 36 widmet sich dieser Figur, ihren Auftritten und Inszenierungen und damit einem aktuellen Modus politischer Ab- und Ausgrenzungen.
Die Süddeutsche Zeitung empfiehlt Marion Fourcades »Soziologie des Unterscheidens«, die sich »auf sehr zugängliche Weise [...] mit Fragen um die alltäglichen Praktiken des Urteilens und Beurteilt-Werdens beschäftigt.«
Ende Januar ist die elfte Folge von »Mittelweg 36 – Der Podcast« erschienen. In dieser Episode sprechen Aaron Lahl und Hannah Schmidt-Ott über Ethnopsychoanalyse und die Zeit- und Raumgebundenheit.
Wir wünschen gute Lektüre und freuen uns auf Ihren Besuch!
Das Team der Hamburger Edition und des Mittelweg 36
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Renegaten. Konjunktur einer Kippfigur
Heft 1 | Februar/März 2023
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Erhältlich über unsere Website, per Mail und im (Bahnhofs-)Buchhandel.
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Beiträger:innen
• Carolin Amlinger / Nicola Gess / Lea Liese: Renegaten. Zur Gegenwart politischer Ab- und Ausgrenzungen
• Julian Müller: Der politische Konvertit als Fürsprecher seiner selbst
• Philipp Felsch: Augenblick und Ewigkeit. Fluchtpunkte intellektueller Ernüchterung
• »... eine solche, nahezu unbeschränkte Freiheit ist auch der Wunschtraum aller Rechten«. Ein Gespräch mit Wolfgang Ullrich
• Adrian Daub: Der Campusroman der Neurotiker. Ursprünge und langer Nachhall der neokonservativen Renegatenpoetik
• Albrecht Koschorke: Lechts und rinks. Seitenwechsel in Zeiten der Polarisierung
• Astrid Séville: Renegatentum als politische Pose im Rechtspopulismus
• Dirk Baecker: Ortstermin: Die Universität Bielefeld
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Mehr zum Heft
Carolin Amlinger, Nicola Gess und Lea Liese verstehen den Renegaten als politische Kippfigur, die einer antagonistischen wie liminalen Logik gehorcht. Nach einem kurzen historischen Abriss widmen sich die Heftherausgeberinnen in ihrem Editorial den Charakteristika gegenwärtiger Renegatenerzählungen. Dass politische Konversionserzählungen eine Möglichkeit der Selbstpositionierung darstellen – wenn auch nicht die dominante oder gar einzige –, ist die These des Beitrags von Julian Müller. Er versteht den politischen Konvertiten »als Fürsprecher seiner selbst«. Philipp Felsch ordnet derzeitige und frühere Konversionsphänomene in die Geschichte der Intellektuellen ein: »Seit ihren historischen Anfängen scheint die mehr oder weniger lautstark vollzogene Kehrtwende ein integraler Bestandteil der Sozialfigur des Intellektuellen zu sein.« Im Interview mit dem Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich sprechen Carolin Amlinger und Nicola Gess unter anderem über die Kunstszene in der DDR, die nostalgischen Tendenzen der Neuen Leipziger Schule und die Instrumentalisierung der Kunstfreiheit: »… eine solche, nahezu unbeschränkte Freiheit ist auch der Wunschtraum aller Rechten«. Mit den »Ursprüngen und dem langen Nachhall der neokonservativen Renegatenpoetik« befasst sich Adrian Daub. Er untersucht Campusromane, die für eine Literarisierung von akademischen Abnabelungsgesten sorgen. Wie kommt es, dass »gerade in Epochen verstärkter politischer Lagerbildung, in denen die Positionen miteinander unvereinbar geworden zu sein scheinen, gehäuft ein Akteurstypus auftritt, dessen Werdegang diese Unvereinbarkeit gewissermaßen durchkreuzt«? Albrecht Koschorke beantwortet diese Frage in seinem Aufsatz »Lechts und rinks« durch vier einander ergänzende Zugangsweisen: Narrative, Semantiken, Positionierungen und sozialstrukturelle Determinanten. Auch Astrid Séville begreift Renegatentum als Narrativ, genauer: »als politische Pose im Rechtspopulismus«. Ausgangspunkt ist dabei die parasitäre Position der Populist:innen in der Demokratie, die sich zwar innerhalb des Systems bewegen (müssen), allerdings mit der festen Absicht, selbiges zu unterminieren. Für diesen Balanceakt, so Sévilles These, »ist die Pose des Renegaten besonders geeignet«.
In unserer Rubrik Ortstermin lädt der Soziologe Dirk Baecker zu einem Rundgang durch die »Universität Bielefeld« ein, die – vermutlich nicht nur für Baecker – unweigerlich mit dem Namen Niklas Luhmann verknüpft ist. Baecker, selbst Promovent bei Luhmann, berichtet von der Atmosphäre in den Kolloquien, auf den Fluren, Gängen und Treppen der Reformuniversität.
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Marion Fourcade
Zählen, benennen, ordnen
Eine Soziologie des Unterscheidens
»Diese Studie [ist] zu empfehlen, die gelehrt an Traditionen [...] anschließt und dabei doch beeindruckend klar und auf sehr zugängliche Weise ein Forschungsprogramm skizziert. Julian Müller, Süddeutsche Zeitung
»Wir brauchen mehr Soziologinnen und Soziologen ihrer Art, damit die Soziologie als Disziplin gedeihen und das Potenzial entfalten kann, das vor hundert Jahren von ihren Begründern so fruchtbar angelegt wurde.« Jens Beckert in der Laudatio auf Marion Fourcade anlässlich der Verleihung des Siegfried-Landshut-Preises 2021
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»Mittelweg 36 - Der Podcast«
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Podcast-Episode #11: Was ist Ethnopsychoanalyse?
Ethnologische Forschung »mit den Ohren« betreiben: In der neuen Podcast-Episode sprechen Aaron Lahl und Hannah Schmidt-Ott über Ethnopsychoanalyse und die Zeit- und Raumgebundenheit.
Jetzt reinhören - auf unserer Website und allen gängigen Podcatchern wie iTunes / Apple Podcasts, Google Podcasts, Deezer und Spotify.
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Aus dem Hamburger Institut für Sozialforschung
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